Rund 300 Objekte der ethnologischen Sammlung des Lippischen Landesmuseums stammen aus West- und Ostafrika. Ein großer Teil von ihnen wurde zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun durch das Ehepaar August und Hedwig Kirchhof sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Alfred Zintgraff in Äthiopien und angrenzenden Regionen zusammengetragen. Die Kirchhofs sammelten in Kamerun zwischen 1903 und 1914 begleitend zur Tätigkeit Augusts als Richter und Bezirksamtmann in der deutschen Kolonialverwaltung. Eine Schlüsselrolle bei August Kirchhofs Amtsverrichtungen im Bezirk Jaunde spielte Karl (Charles) Atangana als Vermittler und Dolmetscher. Die Beziehung zu den Kirchhofs war eng, während eines Aufenthalts in Deutschland, verbrachte Atangana auch einige Wochen in Lippe.

Der Diplomat Alfred Zintgraff war von 1908 bis 1909 Staatsminister am Hof des äthiopischen Kaisers Menelik II. und trug in dieser Zeit und während weiterer Aufenthalte in Britisch- und Deutsch-Ostafrika seine Sammlung zusammen. Hinzu treten Objekte aus der ehemaligen deutschen Kolonie Togo, die dort von dem protestantischen Missionar Wilhelm Fricke und dem Leutnant Julius Smend gesammelt wurden.

Von 2021 bis 2024 wurden diese Objekte aus Kamerun, Togo und vom Horn von Afrika am Lippischen Landesmuseum erforscht. Ziel der Untersuchungen war es sowohl die Objekte zu bestimmen sowie in ihre Herkunftskontexte einzuordnen als auch die Arten der Sammlungsbeschaffung zu eruieren und die Artefakte in (post-)koloniale Prozesse einzubetten. Das Lippische Landesmuseum erschloss die Bestände in Kooperation mit Partner:innen aus den Herkunftsgesellschaften und beziehte Mitglieder der Diaspora-Communities in Deutschland mit ein. Die Objekte sollten einer breiten Öffentlichkeit sowie der Wissenschaft zugänglich gemacht und wieder mit ihren Herkunftsorten in Verbindung gebracht werden.

Das Projekt wurde gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und durchgeführt in Kooperation mit der Universität Bielefeld, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Geschichtswissenschaft und mit dem Projekt Umgekehrte Sammlungsgeschichte der Technischen Universität Berlin und der Université de Dschang.