»Ein Lipper macht sich Gedanken …«

Ausstellung zum 300. Geburtstag Stephan Ludwig Jacobis im Wald- und Forstmuseum Heidelbeck

Wenn Menschen heute weltweit Fisch aus künstlicher Aufzucht genießen, dürfte den wenigsten unter ihnen bewusst sein, dass sie dies einem Mann aus dem Kalletal verdanken: Stephan Ludwig Jacobi, vor 300 Jahren in Kalletal-Hohenhausen geboren, veröffentlichte 1768 den Aufsatz „Von der künstlichen Erzeugung der Forellen und Lachse“ in den „Lippischen Intelligenzblättern“ – und gilt damit zu Recht als Begründer der künstlichen Fischaufzucht.

Das Wald- und Forstmuseum Heidelbeck ehrt den berühmten Sohn der Gemeinde Kalletal in einer Sonderausstellung. „Jacobi genoss eine für seine Zeit recht ungewöhnliche Bildung und studierte an der Universität Marburg Philosophie, Mathematik, Physik und Rechtswissenschaften“, erläutert Diplom-Biologin Dorothee Suray, wissenschaftliche Volontärin am Lippischen Landesmuseum Detmold und Kuratorin der Sonderausstellung.

Aufgrund seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe und seines technischen und planerischen Geschicks war Jacobi vielfältig tätig: „Er plante z. B. Mühlen, Zisternen und den Ausbau der Brunnenanlage in Bad Meinberg 1739/40“, führt Suray weiter an.

Seine bekannteste Leistung ist die künstliche Besamung von Forellen und die Ausbrütung der Eier in einem Bruttrog. „Bereits als Junge beobachtete Jacobi Forellen, ihre Ernährungsweise und Fortpflanzung, doch erst rund 40 Jahre später legte er seine so wichtige, wissenschaftliche Veröffentlichung dazu vor.“ Er gab damit die komplette Fortpflanzung der Forellen in die Obhut des Menschen – seine Methode sollte sich jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts in der Praxis durchsetzen. Durch die Gründung des Deutschen Fischerei-Vereins, der sich der „Hebung der deutschen Binnenfischerei und Fischzucht“ widmet, erfuhr dann Jacobi endlich eine posthume, sichtbare Anerkennung und Ehrung.

Suray setzt bei ihrer Sonderausstellung „Ein Lipper macht sich Gedanken … Zum 300. Geburtstag des Bastlers und Tüftlers Stephan Ludwig Jacobi“ auf Interaktion: Im Mittelpunkt steht ein Holz-Teich, der den Besuchern die Möglichkeit bietet, sich gezielt Informationen über Jacobis zahlreiche, technische Projekte in Lippe „zu angeln“. Am „Uferrand“ finden sich allgemeine Informationen über Jacobi. Auch sein Bruttrog, Fisch-Präparate und – nicht zu vergessen – sein Aufsatz über die Entdeckung der künstlichen Fischzucht in den „Lippischen Intelligenzblättern“ werden gezeigt. „Mit der Ausstellung wollen wir an den Menschen erinnern, der als erster die künstliche Befruchtung bei Wirbeltieren durchgeführt hat.

Damit hat Jacobi einen nicht zu unterschätzenden Beitrag sowohl für die Fischereiwirtschaft als auch für die Wissenschaft, nämlich die Erforschung der Entwicklung der befruchteten Eizelle, geliefert“, sagt Suray stellvertretend für die Betreiber des Wald- und Forstmuseums (Gemeinde Kalletal und Landesverband Lippe). „Außerdem hat er seine Umgebung immer mit offenen Augen betrachtet und sich überlegt, wie es besser laufen könnte.“ Sie hofft, dass mit dem Jubiläum und der Sonderausstellung die Erinnerung an Jacobi und seine Leistungen wieder eine stärkere Würdigung erfahren. 

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