Unter Beteiligung unserer archäologischen Abteilung wurden 2022 auf einer Fläche von etwa 2.100 Quadratmetern über 70 frühmittelalterliche Gräber in Schieder-Schwalenberg entdeckt.
Sie enthielten neben verschiedenem Schmuck, Schildfragmenten und Schwertern auch Pferdeknochen aus der Zeit zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert n. Chr.
Besonders Hervorzuheben sind eine vollständige merowingerzeitliche Waffenausstattung sowie die große Anzahl der Schwerter. Aber auch die zahlreichen Glasperlen, darunter insbesondere die aufwendig gearbeiteten Millefioriperlen, stechen hervor. Aufgrund dieser Beigaben deutet sich ein gehobener sozialer Stand einiger der bestatteten Personen an. Zusammen mit der Anzahl der Bestattungen und ihrer chronologischen Tiefe kann davon ausgegangen werden, dass in Schieder eine kleine Siedlungsgemeinschaft über drei bis vier Generationen ihre Verstorbenen bestattete. Die Gräber waren zumeist West-Ost-ausgerichtet, was für den wachsenden fränkisch-christlichen Einfluss besonders ab dem 8. Jh. typisch ist. Ein christlicher Glauben der jeweiligen Person lässt sich daraus allerdings nicht ablesen. Weiterhin fanden sich auch etwa 15 Nord-Süd-ausgerichtete Gräber, die meist früher angelegt wurden.
In den vergangenen zwei Jahren wurden die zahlreichen Funde in Zusammenarbeit mit dem LWL in Münster restauriert und können nun im Lippischen Landesmuseum wissenschaftlich ausgewertet werden. Schon jetzt ist klar, dass eine große Forschungslücke für Lippe geschlossen werden kann. Bislang wurden in Lippe sehr wenige Spuren der Menschen des Frühmittelalters gefunden. Nur im Raum Bad Salzuflen und südlich von Detmold waren wenige Fundplätze bekannt. Mit dem Gräberfeld von Schieder-Schwalenberg ist nun eines der größten Gräberfelder in ganz Ostwestfalen-Lippe bekannt geworden.
Doch wie lebten diese Menschen an der Grenze des fränkischen Reiches, in der Nähe von Karl dem Großen? Welche Veränderungen erlebten sie? Erste Antworten auf diese Fragen wird es bereits im kommenden Jahr im Lippischen Landesmuseum zu entdecken geben.
Einige der späktakulären Objekte werden in der Ausstellung "775 - Westfalen. Die Ausstellung" im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn ab dem 16. Mai 2025 zu sehen sein.