"Der Berliner Skulpturenfund. ´Entartete Kunst` im Bombenschutt"

Sonderausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte; Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Vom 8. September 2015 bis zum 29. November 2015

 

Der Begriff "Berliner Skulpturenfund" hat sich schnell etabliert. Als im Jahr 2010 bei einer archäologischen Grabung im Vorfeld von U-Bahn-Arbeiten vor dem Roten Rathaus Skulpturen der klassischen Moderne ans Licht kamen, war dies eine große Überraschung. Nachdem sich herausstellte, dass es sich bei diesen Stücken um von den Nationalsozialisten als "Entartete Kunst" aus deutschen Museen entfernte und seitdem vermisste Kunstwerke handelt, wurde aus der Entdeckung eine international beachtete  "Sensation". Selten lässt sich Archäologie so aufregend und gegenwartsnah erleben.

 

Die Geschichte der "Entarteten Kunst" ist bislang vor allem an Beispielen der avantgardistischen Malerei dargestellt worden. Mit dem "Berliner Skulpturenfund" rückt nun die dreidimensionale Gattung in den Fokus. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle "Entartete Kunst" der Freien Universität Berlin und dem Georg-Kolbe-Museum Berlin konnten alle Funde identifiziert werden. Die sechzehn Skulpturen sind zwischen 1918 und dem Beginn der 1930er Jahre geschaffen worden und in die bedeutendsten deutschen Kunstsammlungen gelangt. Dort waren sie nur wenige Jahre ausgestellt. Ihr heutiger Zustand ist in unterschiedlicher Intensität von den Schäden geprägt, die beim Brand nach der Bombardierung 1944 entstanden. Die Werke stammen von Otto Baum, Karl Ehlers, Otto Freundlich, Richard Haizmann, Karl Knappe, Will Lammert, Karel Niestrath, Marg Moll, Emy Roeder, Edwin Scharff, Naum Slutzky, Milly Steger, Gustav Heinrich Wolff und Fritz Wrampe.

Die Skulpturen sind in Detmold in einer Sonderausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen.

Zu der Ausstellung "Der Berliner Skulpturenfund. ´Entartete Kunst` im Bombenschutt" werden Arbeiten aus dem Nachlass Karl Ehlers in der angeschlossenen Ausstellung "Karl Ehlers - Die Befreiung der Form" gezeigt.

Karl Ehlers (1904 Hollenbeck – 1973 Detmold), dessen Bronze „Frau mit Traube“ ebenfalls in Berlin geborgen wurde, schuf in einer Arbeitsphase von mehr als vierzig Jahren ein umfangreiches Oeuvre von  Skulpturen, Zeichnungen und Grafiken und führte zahlreiche Aufträge für Skulpturen und Brunnen für den öffentlichen Raum sowie Kunst am Bau aus. Seine Arbeiten zeichnen sich aus durch eine reduzierte, klare Formensprache. Die menschliche Figur wurde in konsequenter Art und Weise auf den wesentlichen Ausdruck gebracht. Das Spätwerk Karl Ehlers verrät außerdem einen besonderen Humor und eine Neigung zum Skurrilen und  Phantastischen.

Die Ausstellung präsentiert einen Überblick des gesamten Oeuvres Ehlers, mit einem Schwerpunkt auf der bislang wenig bekannten Grafik. Sie zeigt die Werkentwicklung eines als entartet gebrandmarkten Künstlers, der sich in einer langen Schaffensphase in der Nachkriegszeit radikal einer neuen Formensprache zuwandte.

Die Arbeiten stammen aus der Sammlung der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe, die den Nachlass von Karl Ehlers betreut.

Mädchen mit Traube; Karl Ehlers
Frau mit Trauben; Karl Ehlers

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