„Tischchen“

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte die Innenarchitektur eine Vielzahl kleiner Tischchen in unterschiedlichsten Formen. Diesen, nicht selten auf raffinierte Weise sehr funktional konzipierten Typus gibt es bis heute, so Prof. Dr. Andreas K. Vetter, Kunsthistoriker am Fachbereich Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur und Kurator der Designsammlung. Auf einem mittigen Ständer oder auf drei, beziehungsweise vier Beinen stehend sind diese Assistenzmöbel aufgrund ihrer leichten Bauweise höchst mobil und lassen sich flexibel und individualisierend in den Räumen aufstellen. Sie gruppieren sich um den Menschen und dienen ihm mit unterschiedlicher Spezialausstattung. Ihr Oberteil wird als Platte oder als Korpus in Kombination mit Schubkästen und beweglichen Elementen angefertigt: zur Präsentation von Kunstgegenständen oder zum Aufstellen von Blumentöpfen, als Nähtisch, Spieltisch, Schreibtisch, Schminktisch, Garderobentisch.

Die Ausstellung zeigt Beispiele für diesen Möbeltyp aus mehreren Epochen. Sie beginnt mit einem hochwertig furnierten Boudoirtischchen aus der Biedermeierzeit des frühen 19. Jahrhunderts und einem aufwändigen Satztisch aus dem Wiener Jugendstil des frühen 20. Jahrhunderts. Es folgen zwei Beispiele aus den formal besonders funktional und sachlich ausgerichteten 1920er/30er Jahren, der sogenannten Klassischen Moderne, die sich vor allem durch die Verwendung industrieller Materialien wie Stahlrohr auszeichnete. Phantasievoll und mit großer Begeisterung für das damals modische Resopal entwarfen die Designer der 1950er Jahre, die mit fünf Exponaten in der Ausstellung vertreten sind. „Leider lassen sich hier typischerweise weder Entwerfer noch Hersteller identifizieren“, bedauert Vetter.

Aus heutiger Produktion stammen zwei innovativ entworfene und hochwertig gefertigte Sekretäre der Detmolder Firma YOMEI. Mit den letzten fünf Beispielen blickt die Ausstellung in die unmittelbare Zukunft und zeigt aktuelle Studien aus der Möbelentwurfslehre des Fachbereichs Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Diese Serie – „Lippische Tischchen“ und „Erinnerte Tischchen“ genannt - wurde von Studierenden im Lehrgebiet Möbelentwicklung entworfen und in der Tischlerei der Hochschule gebaut, betreut wurden die Arbeiten von Prof. Iris Baum. Die Ausstellung selbst wurde durch die Masterstudentin Franziska Müskens entworfen und zusammen mit Markus Opitz und seinem Tischlerei-Team umgesetzt.

Der Kavalier, Mona Makebrandt 2016 / Foto HS OWL
1950er Jahre Telefontischchen / Foto HS OWL

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